Wie Hunde und Menschen die Welt unterschiedlich sehen
Das Sehvermögen von Hunden und Menschen unterscheidet sich deutlich, vor allem in der Anatomie der Augen, der Anordnung der Photorezeptoren und den daraus resultierenden Fähigkeiten. Diese Unterschiede sind das Ergebnis evolutionärer Anpassungen an die jeweilige Lebensweise.
Entscheidend ist dabei die Position der Augen. Während die Augen des Hundes seitlicher am Kopf liegen, befinden sie sich beim Menschen frontal. Dadurch haben Hunde ein größeres horizontales Gesichtsfeld von insgesamt 240° bis 270°, je nach Rasse und Schnauzenform. Ihr monokulares Gesichtsfeld (Bereich, den ein Auge allein sieht) umfasst etwa 150° pro Auge, während ihr binokulares Gesichtsfeld (Bereich, in dem sich beide Augen überlappen) mit etwa 60° kleiner ist. Der Mensch hingegen hat ein engeres Gesichtsfeld von etwa 200°, profitiert aber von einem weiten binokularen Bereich von 120°, der ihm ein ausgezeichnetes dreidimensionales Sehen und eine präzise Tiefenwahrnehmung ermöglicht.
Auch die Netzhaut unterscheidet sich. Hunde haben weniger Zapfen, die für scharfes und farbiges Sehen zuständig sind, wodurch ihr zentrales Gesichtsfeld weniger ausgeprägt ist. Dafür haben sie mehr Stäbchen auf der Netzhaut, die empfindlich auf Licht und Bewegung reagieren. Das verschafft ihnen Vorteile bei schlechten Lichtverhältnissen und in der Peripherie des Gesichtsfeldes, wo sie Bewegungen schneller wahrnehmen können. Im Gegensatz dazu haben Menschen eine hohe Dichte an Zapfen, vor allem auf der zentralen Netzhaut, was ihnen ein scharfes und farbiges Sehen ermöglicht.
Hunde nehmen Farben anders wahr, da sie nur zwei Zapfentypen besitzen (zweifarbig: blau und gelb) und rot-grün-farbenblind sind. Menschen sehen dank ihrer drei Zapfentypen (dreifarbig: rot, grün, blau) ein breiteres Spektrum. Außerdem ist die Sehschärfe bei Hunden geringer. Im Allgemeinen sind Hunde daher etwas kurzsichtig und haben Schwierigkeiten, Dinge in der Nähe scharf zu sehen.
Das menschliche Auge nimmt etwa 60 Bilder pro Sekunde wahr. Ein Hund hingegen sieht bis zu 80 Bilder pro Sekunde. Daraus folgt, dass Hunde schnelle Bewegungen viel schneller und genauer wahrnehmen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hunde auf die Wahrnehmung von Bewegung und Licht in der Peripherie des Gesichtsfeldes spezialisiert sind. Im Gegensatz dazu haben Menschen ausgeprägte zentrale und farbige Seheigenschaften sowie eine bessere Tiefenwahrnehmung.